Jokili
Aus Endinger Geschichte
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- | Der Jokili ist die zentrale Figur unserer Fasnet. Er lässt sich bis in das ausgehende achtzehnte Jahrhundert zurückverfolgen und zählt somit zu den ältesten Narrenfiguren am Oberrhein. | + | [[bild:Jokili.jpg|thumb|Endinger Jokili an dr Fasnet anno 2008]] Der Jokili ist die zentrale Figur unserer Fasnet. Er lässt sich bis in das ausgehende achtzehnte Jahrhundert zurückverfolgen und zählt somit zu den ältesten Narrenfiguren am Oberrhein. |
Aktuelle Version vom 15:42, 22. Okt. 2008
Z Ändingä het mr an dr Fasnet scho alläwiil Jokilis gmacht ...
Der Jokili mit seiner dreizipfligen Narrenkappe und dem mit Schellen verzierten Narrengewand ist ein Schalksnarr. Sein Name ist vom lateinischen Wort "ioculator" abzuleiten, welches "Spaßmacher" oder "Possenreißer" bedeutet.
Greifbar wird der Jokili erstmals 1782. In jenem Jahr wurde auf dem Marktplatz unserer ehemals vorderösterreichischen Stadt ein Fasnetspiel mit dem Titel "Jokilis Heimkehr" aufgeführt. Damals gab es bereits eine Fasnetszunft, die Teil der Endinger Meistersingergilde war. Der Gildemeister der Meistersinger war gleichzeitig Zunftmeister der Narrenzunft. Die ältesten erhaltenen Jokiligewänder sind in die Mitte und in die zweite Hälfte des neunzehnten Jahrhunderts zu datieren.
Heutzutage trägt die überwiegende Mehrheit der bis zu 800 Jokili das weithin bekannte rote Jokiligewand. Diese einheitlich roten Gewänder (das oder der Jokili genannt, niemals "Häs") wurden in den 1930er Jahren eingeführt, in einer Zeit als im alemannisch-schwäbischen Raum die Uniformierung und "Veredelung" von Narrenfiguren in den alten Narrenorten weit verbreitet war. Durch diese Maßnahme sollte der Jokili als unverwechselbare, ortstypische Narrenfigur Endingens festgeschrieben werden.
Zuvor wurden die Jokilikleider aus den unterschiedlichsten Stoffen gefertig. Dank der erhalten gebliebenen Narrenkleider aus dem neunzehnten und dem beginnenden zwanzigsten Jahrhundert sowie aus Berichten von Gewährsleuten wissen wir, dass verschiedenste Farben und Muster Verwendung fanden. Eine Normierung oder Reglementierung war nicht bekannt. Benutzt wurden einfachste Stoffe sowie Tücher, die aus der Mode gekommen waren; neben (gestreiftem) Matratzenstoff auch alte Tischdecken und Vorhänge. Besonders bemerkenswert ist ein arabeskenverziertes Jokiligewand, "dr Wiimickli" genannt, das um 1870 zu datieren ist.
Einfache Draht-, Pappmaché- und Stoffgazelarven dienten zur Maskierung. Das Schminken war ebenfalls immer üblich, so wie das heute noch bei den Kinderjokili und dem Endinger Oberjokili Brauch ist. Trotz der relativ kurzen Lebensdauer der Gazelarven sind einige alte Exemplare erhalten geblieben. Das älteste Stück, eine Drahtgazelarve, dürfte um 1860-70 zu datieren sein. Holzlarven wurden, nach unserem derzeitigen Wissenstand, in Endingen im neunzehnten Jahrhundert nicht getragen. Erstmals 1947 ergänzten Holzmasken die einfacheren Pappmaché-, Gaze- und Gips(!)larven in der Endinger Fasnet. Heute wird fast ausschließlich die glattgeschliffene, gefasste Holzlarve getragen.
Seit einiger Zeit sind neben den vielen "roten" Jokili wieder einige Jokili am Narrentreiben beteiligt, deren Gewänder in Farb- und Mustervielfalt den Jokilikleidern vor der Uniformierung in den 1930er Jahren entsprechen. Dieser Typus wird zur Unterscheidung vom "roten Jokili" auch "Altnarr" genannt. Mit diesem "Urjokili" ist die Endinger Narrenzunft auch wieder zu den alten für Endingen traditionellen Verlarvungsformen zurückgekehrt.