Totenkinzig
Aus Endinger Geschichte
1323 April 4., Freiburg i. Br. Berthold (Berhtolt) der Forchheimer (Vorchheimer) von Endingen, genannt der Spitaler 1 und Frau Beli, seine eheliche Wirthin (Ehefrau), begeben sich mit Leib und Gut und Gülten als Pfründner in den Heiliggeist-Spital zu Freiburg. Sie übergeben dem Spitale nachbenannte Güter im Banne zu Endingen: 10 Mannshauet (45 ar) Reben am Kornberge an einem Stücke „das Giselbre[c]htes was“ (Giselbrecht gehört oder gehörte), 4 Mannshauet (18 ar) dessgleichen am Enlinsberge 2 neben Ruodolfe Rupre[c]hte; 3 Mannshauet (13,5 ar) am Wilchegge (Wildeneck); 1 Jauchert (entsprechen 8 Mannshauet oder 34,9 ar (alt) oder 36 ar (neu)) Acker am Wyhler Weg (Weiler weg) neben Clawese (Klaus) dem Rittere; alsdann 10 Mutt (742 l. nach dem damals am ganzen Kaiserstuhle gültigen Endinger Maltermaß) Korngülte ab dem Hof zu Endingen in Toten Kinzz[g]en neben des Walhes (Walters) Wighuse nebst 2 Zweiteil ( = 4/6 Jauchert entsprechen 48 ar) Acker im Längental (Lengendal) und bei dem Sanker. Alles dieses empfangen sie in Leibgedingsweise um 4 Pfenning Zins zurück und haben das Recht auf eine ganze Pfründe mit Essen, Trinken und Gewand wie die andern Brüdern und Schwestern im Spital. Nach ihrem Tode solle man ihre Jahrzeit mit 1 Pfund Pfenning begehen und davon jedem der fünf Priester am Spitale einen „Sibenden“ geben. Sie geloben auch dem Meister und den Pflegern Gehorsam in allen ehrbaren (erberen) Dingen und haben sich zu ihnen „gebruoderet und geswesteret ane alle geverde (ohne alle Hinterlist).“ Der Spital siegelt und auf beider Teile Bitte wird auch der „burger ingesigel“ (Stadtsiegel von Freiburg) erteilt. Zeugen der Beurkundung sind: her[r] Heinrich von Munzingen der burgermeister [von Friburg], her[r] Sneweli in dem hove, rittere; her[r] Burkart von Tottinkoven, Oswalt von Tottinkoven, Guotman[n] der Hevenler, Ruodolf der Turner, Johannes Bittrolf, Peter von Sölden (Seldon) und ander ehrbarer Leute genuog – gesiegelt an sanct Ambrosien tage (des heiligen Bischofes) in dem Aberellen (April).
Aus dem Freiburger Stadtarchive, Pergament Original Uk.Nr. 170. Urkunden des Heiliggeist-Spitals zu Freiburg.
Anmerkungen:
1 Berthold der Forchheimer war vermutlich der Spitalmeister des Endinger Gutleuthauses auch genannt Siechen- oder Malatzhus in gleichnamigem Endinger Banne gelegen und konnte es sich offenbar leisten, sich in Freiburg im Heiliggeist-Spital einzukaufen um dort seinen Lebensabend mit seiner Frau zu verbringen.
2 den Zenlinsberg den gibt’s heute noch als Endinger Gewann – jetzt heißt er: Engelsberg. 1308 Dez. 12. - Enlinsberg ; 1492 Englisberg. Zu seiner ethymologischen Herkunft des Namens siehe: Stefan SCHMIDT: 850 Jahre Kloster Tennenbach – Festschrift zur Gründungsgeschichte 2008 p. 39 f.: „In der Chronik der Stadt Endingen heißt es zu dieser Zeit: Tennenbach führte große Mengen Wein durch und aus der Stadt, die größte Einzellage im Endinger Bann weißt noch heute auf den Weinbau der Zisterzienser und einen seiner größten Äbte hin, es braucht dabei nicht viel Fantasie um einen ursprünglichen Gewannnamen zu rekonstruieren. So hat der Endinger Engelsberg seinen Namen von dem Freiburger Patriziergeschlecht - der Zenlin. So werden „zehen mannehouwat Reben an Enlinsberge“ im Jahr 1308 in einer Urkunde genannt (Quelle: WILHELM: Corpus der altdeutschen Originalurkunden Bd.II S.160 ff.) und 1492 heißt dieses Gewann dann „Englisberg“ (Quelle: Karl KURRUS: Geschichte der Stadt Endingen 1988 S.668-79). Da Johannes Zenlin erst im Jahre 1336 zum Tennenbacher Abt gewählt wurde, muss dieser riesige Weinberg schon vorher im Besitze dieses Freiburger Patrizier-Geschlechtes gewesen sein.“
Stefan SCHMIDT: Zur Geschichte der Stadt Endingen a. K. 2010.