1284 Oktober 18.

Aus Endinger Geschichte

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Anna, von Gottes Gnaden Abtissin von Andlau, und ihr Konvent, sowie die edlen Herren Hesse und Rudolf von Üsenberg beurkunden, daß sie aus den Dörfern Ottoschwanden, Kenzingen, Endingen, [Kiechlins-] Bergen, Bahlingen und Sexau je vier ehrbare [aber namentlich nicht genannte] Männer zu einer Kommission ausgewählt haben zu dem Zweck, die Rechte [und Pflichten] der Äbtissin, der Vögte, der Schultheißen, der Hubeninhaber, der Lehnsleute und der Klosterleute, in den obbenannten Dörfern liegenden, Höfen des Klosters Andlau festzustellen, damit künftig zwischen den Beurkundern Streitigkeiten darüber nicht mehr entstehen können. Die Kommission hat entsprechend ihrem Eide diese Rechte, wie folgt, schriftlich fixiert. 1. Rechte der Äbtissin: Die Äbtissin hat in den genannten Dörfern Zwing und Bann und ist verpflichtet, dreimal im Jahr in jedem Hofe Ding zu halten, nämlich nach dem 11. XI., Mitte Februar und Mitte Mai. Diese Gerichtstage sind 14 Nächte vorher anzusagen. Die Äbtissin soll mit einem freien Vogte bei diesen Dingen den Vorsitz führen. Wenn die Äbtissin über den Rhein kommt, hat der Inhaber der Thieringershube ihr ein Pferd für die Dauer ihres Aufenthaltes bei den Dingen zu stellen und dem Pferd, das die Äbtissin reitet, einen Sester Futter zu geben, während seines nur einen halben Sester erhält. Der diensttuende Schultheiß soll zu jedem Gerichtstag der Äbtissin ein Nachtquartier und einen Imbiß geben. Wer zum 11. XI. seinen Zins nicht gezahlt hat oder zum Ding nicht erscheint, zahlt 3 Schillinge, die dem Schultheißen zufallen. Zum Ding muß ein Frohnbannwart gewählt und eingesetzt werden, und dieser soll für dieses Jahr seiner Amtstätigkeit von der bette (Pacht) befreit sein. Die Äbtissin kann auch dreimal im Jahr, nämlich am 11. XI., 2. II. und 1. V., in jedem Hof ein Fuder Weißwein und ein Fuder Rotwein als Bannwein auslegen. Es darf sonst niemand während dieser Zeit Wein feil halten. Wird der Wein in den 14 Tagen der Banndauer nicht ausgetrunken, so soll man den Hubeninhabern und den Lehnsleuten, jeglichem nach seinem Maß, den übrigen Wein ins Haus geben. Lehnen sie diesen ab, dann soll man ihnen den Wein hinter den Herd schütten, und der Fronbannwart soll die Ablehnenden sofort wegen des Weines pfänden. Empfängt jemand eine Hube, so muß er 30 Schillinge zahlen und dem Schultheißen 6 Schillinge. Die Äbtissin soll auch die Holzlöse [d. i. das Jahrholz, s. Erns OCHS: Badisches Wörterbuch s. v. Jahrholz] zu Bahlingen und zu Sexau haben, ferner die Bannmühle und 17 [Mühl-] Schweine ohne ihren Schaden, wenn Schweinemast vorhanden ist. Die Äbtissin hat auch das Recht, zwei Tage früher als die übrigen Leute mit dem Getreideschnitt und der Weinlese zu beginnen. 2. Rechte des Vogtes: Der Vogt soll, wenn die Äbtissin zu den Pflichtterminen zum Ding fährt, mit einem Ritter, 3 Knechten, 5 Pferden, einem Roß, einem Habicht und 2 Windhunden kommen. Die Äbtissin soll dem Vogt in der Verhandlung, als Richter ebenbürtig sein, zum Essen ein ausgewachsenes Schwein geben und ein Ohm Wein, der weder nach Schimmel schmeckt noch zu scharf ist. Jedem Pferd soll sie einen Sester Futter geben, die Hubeninhaber und Lehnsleute aber sollen den Pferden Heu geben und dem Habicht ein Huhn. Ein Drittel der wette [Strafen] gehört dem Vogt und die Strafgelder für Diebstahl und Frevel. Was der Schultheiß nicht richten kann, soll der Vogt richten. 3. Die Rechte des Schultheißen: Dem Schultheißen fallen zwei Teile der wette [Strafen] zu und die schuze [Entschädigungen]. Er setzt im Einvernehmen mit der Bauernschaft den Beginn des Getreideschnittes und der Weinlese fest. Dem Schultheißen von Kenzingen [also dem in üsenbergischen Diensten stehenden Schultheißen] fallen die Pfennige zu, die für fremde Schweine gezahlt werden, wenn sie zur Mast in den Wald getrieben werden. Ihm gehört auch die Mast im Kirchgraben von Ottoschwanden bis zum 30. XI. ferner gehören ihm von dem vc er [= waz er] an Lehen hat [het ausgefallen?] zu Kenzingen die Rechte, aber nicht die Zinse; desgleichen von zwei Lehen auf dem Schwarzwald. [Der Vidimus des Grafen Konrad von Tübingen vom 29. VIII. 1500 deutet das vc eher als vier, was vielleicht richtig ist.] Schultheißen und Kellerer sind von jedem Herrendienst und von jeder bette [Pacht] oder Steuer befreit. 4. Rechte der Höfe: In jedem Hof soll ein Stock sein, in den man den gefangenen Dieb legt. Den angestockten Dieb sollen der Fronbannwart, die Hubeninhaber, die Lehnsleute und die Bannleute sieben Nächte bewachen und verpflegen, bis er gerichtlich abgeurteilt ist. Wenn Jemand, um Schutz zu suchen, in einen der Klosterhöfe läuft, so haftet derjenige, der ihm in den Hof nachläuft, dem Vogt für Leib und Gut. Was an [frei weidendem] unbeschädigtem Vieh aufgefunden wird, soll in den Hof der Äbtissin getrieben werden, und dafür sollen [pro Stück] dem Schultheißen 3 Schillinge Entschädigung gegeben werden. Klostergut soll nur an Leute weitergeliehen werden, die nicht mit dem Schultheißen Genossen sind [nicht im Gemeinderat sitzen]. Ein [verheirateter] Mann der Kirche von Andlau büßt einen von ihm verübten Frevel mit 9 Schillingen, der Hagestolz (Altlediger) mit 3 Schillingen. Wenn ein Mann der Kirche von Andlau nicht seinem Stand entsprechend heiratet, so soll er deswegen um die Huld der Äbtissin nachsuchen und, solange seine Ehefrau lebt, am 11. XI. fünf Schillinge Pfennige zahlen. Da, wo die Äbtissin Bannwein auslegt, soll man ein Viertel Malter Korn backen und dies den Weinleuten zu essen geben. Der Kellerer der Äbtissin soll während der Zeit, in der die Äbtissin im Herbst ihre Zinse einsammeln läßt, bis zum 11. XI. zu essen haben, ebenso seine Ehefrau und seine Magd. Wenn der Bannwein auf die Gargel (d. h. auf die Furche zur Einfügung des Bodens im Faß, vgl. DWB IV 1, 1357) kommt, so soll der Rest des Weines dem Kellerer gehören. Desgleichen gehört ihm der letzte sag (= säcker, d. i. das auf einmal zum Pressen in ein Filtertuch kommende Quantum Trauben oder Obst, s. H. Fischer: Schwäbisches Wörterbuch Bd. V, S. 525 und dazu E. Ochs, Zs. f. Deutsche Mundarten 18 (1923) S. 314), wenn der Stein (in der Kelter) hängend wird (also der sag schon ziemlich ausgepreßt ist). Auch der Wein davon gehört ihm. Der Kellerer hat schließlich den Korn- und Weinzins für die Äbtissin einzusammeln. Im Wald von Kenzingen dürfen nur die Leute der Kirche Andlau, die Hubeninhaber und Lehnsleute Holz hauen. Niemand darf [daraus] weder Holz verkaufen noch aus dem Bann führen. Nur Weihnachten darf der Hubeninhaber von der Hube 2 Fuder Holz verkaufen, der Lehnsmann eines. Die Leute von Ottoschwanden, welche zum Kloster gehören, sollen dort Brennholz hauen, wo die von Kenzingen es hauen, Zimmerholz dagegen auf ihren Lehen. Gibt es dort kein Zimmerholz, so sollen sie darum bitten (daß man sie da hauen laße, wo die von Kenzingen es hauen), und man muß es ihnen gestatten (nach dem oben erwähnten Vidimus vom 29. VIII. 1500).


VVande (Wenn) na[c]h der welte unstetekeit die lúte (Leute) verwandelent sich un[d] i[h]r[e] getait (Zeit), so ist gar Durft (Bedarf) un[d] nuzzeber (nützlich), daz der lúte (Leute) getait (Zeit) mit sc[h]riften un[d] mit ingesigelen (Siegeln) also bestetiget werden un[d] bevestent (bekräftigt), daz i[h]r[e] na[c]hkom[m]en si[e] erkennen un[d] wissen re[c]ht alse (als) si[e] ges[c]hehen sint. Davon wissen alle die, die di[e]se s[ch]rift gesehent oder gehorent lesen, daz wir Anna von gottes genade dú (die) Ebtizhin (Äbtissin) von Andelahe (Andlau/Elsaß) un[d] der Convent un[d] die edele[n] herre[n]; her[r] Hesse un[d] her[r] Ruodolf, die herre[n] von Uesenberg dur[ch] daz, daz zwis[c]hent uns un[d] i[h]n[en], oder i[h]ren l[e]uten hinnenvir (hinfort, in Zukunft) dehein (keine) Missehel (Misshelligkeit) moge (mag) werden, oder entspringen an den re[c]hten, die wir hant (haben) oder haben sollent in den hoven (Höfen) ze Oteswant (Ottoschwanden), ze Kencingen, ze Endinge[n], ze Bergen (später wird es heißen: Bergen unter, oder Kiechlinsbergen), ze Baldingen (früher hieß so das Dorf Bahlingen a. K., in allen Urkunden), un[d] ze Sexowe (Sexau), uzer (ausser) jeclicheme (jeglichem) der vorgenan[n]ten dorfer vier erbere man (ehrbare Männer) hant (haben) uzgenomen (herausgenommen) un[d] uzerwelt (auserwählt) unseru (unser) re[c]ht der vorgenan[n]ten herren die in der gegene (Gegend) unsers closters voegete (Vogt) sint unserre s[c]hultheizen, der huobere (die Huber), der lehen[s]lúte (Lehensleute) un[d] och (auch) unsers gotzhuses lúte (Leute) re[c]ht ze sprechende (Recht zu sprechen), die sint einmuetecliche na[c]h demme (diesem) eide, den si[e] taten ubrein (überein) [ge]kom[m]en un[d] hant (haben) dú[rch] re[c]ht also ges[ch]ri[e]ben geben. Dú (die) Ebtizhin (Äbtissin) von Andelahe het in den vorgenan[n]ten dorferen twinc (Zwing) un[d] ban[n], un[d] sol[l] ze (zu) drien (dreien) citen (Zeiten) imme ja[h]re in jeclicheme (jeglichem) hove ding han (Gericht halten), daz ist na[c]h s[an]c[t]e Martins mes[s] (11.11.) un[d] ze mitteme hornunge (Februar) un[d] ze mitte meie (Mai), un[d] sol[l] man dú (das) dervor viercehen na[c]ht gebieten (14 Tage vorher ankündigen), un[d] sol[l] dú (die) Ebtizhin mit eime (einem) vrien (freien) vogete dú (das) ding (Gericht) besicen (besitzen), von eime hove zuo demme anderman (von einem Hof zum anderen), alse si[e] davor ges[ch]ri[e]ben sint. Un[d] swenne (wenn) si[e] über Rin kumet (über den Rhein kommt), so sol[l] swer (wer) Thieringers huobe (der Lehenshof oder Hube) het (hat) i[h]r an den Rin (Rhein) ein pfert bringen, daz si[e] mit ere moge riten (mit Ehre mag reiten), un[d] sol[l] daz han (haben) un[d] r[e]iten, alle die w[e]ile, so si[e] ze dinge vert (so sie zu Gericht fährt, sitzt) un[d] er mit i[h]r un[d] sol[l] alle na[c]ht demme (diesem) pferde einen sester (1 Sester = 18,55 Liter nach dem damals am ganzen Kaiserstuhl gültigen Endinger Maltermaß) voters (Futter) geben un[d] sime (seinem Pferd) einen halben. Unde (Und) sol[l] i[h]r der s[c]hultheize ze jeclicheme dinge (jedem Gericht) der denne da shultheize ist (der in jenem Ort Schultheiß ist) ein na[c]htfelde (Schlafquatier) geben un[d] einen imbiz (zu essen und zu trinken) un[d] swer (zwar) ze (zu) s[an]c[t]e Martins mes[s] un[d] wer ni[c]ht het (hat) vercinet (gezinst) oder ze dinge nut kum[m]et (oder zu Gericht nicht erscheint), der weret (bezahlt) drie s[c]hillinge un[d] sint die wette (die Einnahmen aus den Strafen) des s[c]hultheizen, man sol[l] o[u]ch ze demme (dem) selben dinge (Gericht) einen vronban[n]wart (Fronbannwart – die Fron ist die auferlegte Arbeit des Lehensbauern für den Lehensherrn, und der Bannwart hat die Aufgabe des Feldhüters) kiesen (geheissen, ernennen – in der Ortenau heißt es noch heute so: kiesen) un[d] secen (einsetzen), un[d] sol[l] der des gotzhus man[n] s[e]in (also ein Lehensbauer des Klosters Andlau), un[d] sol[l] der des ja[h]rs lidig (ledig, befreit) s[e]in daz er deheine (keine) bette (Pacht, Abgabe ans Kloster) gebe[n] [muß]. Sú sol[l] och (auch) eb si (Schluß sein) w[e]il in der hoeve jeclicheme ze drien citen (Zeiten) imme ja[h]re; daz ist ze s[an]c[t]e Martins mes[s], zer (zur) lie[c]htmes[s], un[d] an s[an]c[t]e walpurge tage ze ban[n]w[e]in [aufzu]legen zwei vuoder (1 Fuder = 1500 Liter nach dem Endinger Weinmaß) w[e]in[e]s, ein wizes un[d] ein rotz (weißes und rotes) un[d] sol[l] die wile (derweil, in dieser Zeit) nieman[d] deheinen (keinen) w[e]in veile han (feil haben, zum Verkauf anbieten, als nur den Andlauer Klosterwein). Un[d] kumet (kommt) der w[e]in in den viercehen tagen, die wile (derweil) der ban[n] sol[l] weren (dauern) nut uz (nicht aus, nicht weg), so sol[l] man den huoberen (Hubern, Lehensbauern des Kloster) un[d] den lehenslúten [den Wein mit]heim geben jeclicheme na[c]h sinre (seinem) maze, un[d] versprechent si[e] i[h]n (lehnen sie den Wein, welcher meist von minderer Qualität ist ab), man sol[l] i[h]n s[c]hutten hinder den hert, un[d] sol[l] [der] vronbanwart cehant (zur Hand, zur Stelle) si[e] drumbe (darum, deswegen) pfenden. Swer (wer) o[u]ch eine huobe enpfahet (als Lehen empfängt), der sol[l] i[h]r (der Äbtissin) drizig (dreissig) s[c]hillinge geben, un[d] demme (dem) s[c]hultheize se[c]hse, Gotzhuzlúte (Gotteshausleute), un[d] swer (wer) de[s] gotzhuz guot ut het (nicht mehr hat = wer stirbt), der sol[l] i[h]r (der Äbtissin) einen val (Leibfall) geben. Si[e] sol[l] o[u]ch die holtzlose ze baldinge (Bahlingen a. K.), un[d] die ze Sexowe (Sexau), un[d] die banmulin (Bannmühle) un[d] si[e]bencehen swin (Schweine) ane (ohne) i[h]ren s[c]haden so akeram (Eichelmast in der Almende – s. Heinrich Maurer; so trieben die Endinger jahrhunderte lang ihre Schweine in den Wyhler und Wellinger Wald zur Eichelmast.) da ist. Si[e] sol[l] o[u]ch zwene (zwei) tage vors[ch]ni[e]den un[d] zwene vorlesen (das Korn zwei Tage früher schneiden und den Wein zwei Tage früher lesen, als alle andern). Des vogetes re[c]ht (Vogtes Recht) ist, wenne dú (die) Ebtizhin (Äbtissin) ze den drien citen ze dinge (drei jährlichen Gerichtsterminen) vert (fährt, kommt), so sol[l] er kumen (kommen) mit eime rittere un[d] mit drien knehten (drei Knechten), mit vinf (fünf) pferden un[d] mit eime rossen (ein Streitroß) mit eime habiche (Habicht – die Falknerei, als nur dem Adel vorbehalten war vor allem Statussymbol, so war je nach Adelsstand genau geregelt, wer welchen Greifvogel „zur Beiz“ halten durfte.) un[d] mit zwein winden (Windhunden). Un[d] sol[l] imme (ihm dem Klostervogt) dú (die) Ebtizhin (Äbtissin) ebe si (in der Verhandlung, als Richter ebenbürtig sein), da ist ze essende geben eins citegen (zeitiges, schlachtreifes) swins (Schwein) un[d] ze trinkende einen amen (Ohm, 1 Ohm = 63,84 Liter nach dem am ganzen Kaiserstuhl gültigen Endinger Weinmaß) w[e]in[e]s, der weder s[c]himele[t] no[c]h hendige (scharf ? schmeckt), un[d] den rossen (Pferden) jeclime (jeglichem) einen sester (1 Sester = 18,55 Liter nach dem am ganzen Kaiserstuhl gültigen Endinger Maltermaß) vuoters (Futters), aber huobere (Huber) un[d] lehenlúte sollent i[h]n[en] (den Pferden) howe (Heu) geben, un[d] sol[l] demme habiche (dem Habicht des Vogtes) ein huon (Huhn) geben. Daz dritteil (der dritte Teil) der wet[t]e (Strafe) ist o[u]ch s[e]in un[d] dúbe (Diebe) un[d] vrevele (Frevel), un[d] swaz (was) der s[c]hultheize ri[c]hten ni[c]ht mag (ihm untersteht nur die niedere Gerichtsbarkeit – Kapitalverbrechen darf nur der Vogt richten - Blutgerichtsbarkeit), daz sol[l] er (der Vogt) ri[c]hten. Des s[c]hultheizen re[c]ht ist[es], daz er dú (die) zwe[i]teil der wette (Strafe) sol[l] han (haben), un[d] die s[c]huze (Entschädigungen), un[d] daz er (das Korn) s[ch]n[e]iden un[d] lesen (Weinlese) erlo[u]ben sol[l] mit der geburen (Bauern) wille, un[d] swaz vroemeder (was an fremder) s[ch]w[e]ine in den walt ze Kencingen ze akeram (zur Eichelmast auf die Allmend) gat (geht), die pfenninge sollent werden demme shultheize von Kencingen, un[d] der akeram (Allmend) ze Oteswant (Ottoschwanden im Freiamt) in demme kir[c]hgrabe ist in (ihm) unze s[an]c[t]e Andres mes[s] (30. November), un[d] vier lehen ze Kencingen, ane (ohne) die cinse, mit alleme re[c]hte un[d] [a]uf demme walde (auf dem [Schwarz-]wald zu Ottoschwanden) zwei [Lehen]. Darzuo (Dazu) sol[l] dehein (kein) s[c]hultheize nohc (noch) dehein (kein) kelnere (Kellerer) deheme (keinem) herren dienen (Herrendienst - Fronarbeit), no[c]h bette (Pacht) no[c]h sture (Steuern) geben, sunder (besonders) no[c]h (nicht an die) mit der gemeinde. In der hove jeclicheme (in jedem Hof) sol[l] o[u]ch stan (stehen) ein stoc (ein Arrest), un[d] wirt ein dieb gevangen, den sol[l] man d[a]rin entwirten (bewirten – Wasser und Brot), un[d] sollent des si[e]ben na[c]ht hueten (bewachen) ein vronban[n]wart un[d] huobere (Huber) un[d] lehenlúte (Lehensleute), un[d] darna[c]h die ban[n]lúte (Bannleute), unz abe imme (und ab ihm, über ihn) geri[c]htet werde. Swer ohc (Wer auch) dur[ch] vrides willen (friedlich um Asyl bittet) in den hof kumet (kommt), lofet (läuft) imme (ihm, dem Fliehenden) jeman[d] (der Verfolger) drin nahc (hinein nach), der wettet (der haftet) demme vogete (dem Vogt) [a]uf lib un[d] guot (Leib und Gut des Schutzsuchenden), un[d] swaz (was an) vihes (Vieh) an (ohne) s[c]haden [ge]vunden wirt, daz sol[l] man in der Ebtizhin (Äbtissin) hof (Klosterhof) tr[e]iben un[d] sol[l] daz (das – soll heißen: von diesem Stück Vieh) demme s[c]hultheize drie (drei) s[c]hillinge ze s[c]huzze (zur Entschädigung) geben. Man sol[l] ohc (auch) des gotzhuz guot (Gotteshaus Gut = Klosterhofgut) nieman[d] l[e]ihen (zu Lehen geben) wand (wenn) der s[e]in genoz (Genosse des Schultheißen, vermutlich soll das heißen: wenn er auch im Gemeinderat sitz, das Kloster will offensichtlich eine Klüngelbildung vermeiden) ist. Swer o[u]ch ein gotzhusman ist, vers[c]huldet er einen vrevel, daz sol[l] er bezeren (bessern, bezahlen) mit nún (neun) s[c]hillingen, un[d] hagestolz (altledige Männer) mit drien (drei) s[c]hillingen. Un[d] swer (wer) uzer (ausser) sinre (seiner) genoz[zensc]haft (eingegangenen Ehe) grifet (Mitgift gibt – sich unter dem Stand verheiratet), der sol[l] darumbe (darum) an der Ebtizhin (Äbtissin) hulde kom[m]en (dem Kloster für den ergangenen Schaden eine Entschädigung zahlen), un[d] sol[l] darnahc (danach) als die wile (derweile, so lange) so dú (die) vrowe (Ehefrau) lebet (lebt) alle ja[h]r ze s[an]c[t]e Martins Mes (11. November) i[h]r (der Äbtissin – dem Kloster) vinf s[c]hillinge pheninge geben. Swa (So wenn) o[u]ch dú (die) Ebtizhin (Äbtissin) ban[n]w[e]in [uf]leit (auflegt), da sol[l] si[e] heizen ein viertel mancel (1 Malter = 148,4 Liter nach dem am ganzen Kaiserstuhle gültigen Endinger Maltermaß) kornes bachen (backen), un[d] sol[l] man daz den winlúten (Weinleuten, die den Wein lesen, Herbster) ze essende (zu essen) geben. Swer o[u]ch der Ebtizhin (Äbtissin) kelner (Kellerer) ist, der sol[l] von i[h]r von des si[e] ze herbeste (Herbst) i[h]r cine (Zins) samenen (zu sammeln, eintreiben) beginnet unze (und zu) s[an]c[t]e Martins mes[s] (11. November) han (haben) ze essende (essen), un[d] s[e]in w[e]ib un[d] s[e]in[e] maget (Magd). Un[d] so der ban[n]w[e]in [a]uf die gargele (zum Ausschank) gande (gegeben) wirt, so sol[l] der ubrige (übrige) s[e]in s[e]in (ihm gehören – dem Kellerer) un[d] der ivngeste sag, so der stein hangede wirt (hängt), ist s[e]in un[d] o[u]ch der w[e]in. Der kelnere (Kellerer) sol[l] o[u]ch der Ebtizhin (Äbtissin) i[h]r[e] cinse sammenon ([ein]sammeln), be[i]de: korn un[d] w[e]in. In demme (dem) walde ze Kencinge[n] sol[l] o[u]ch nieman[d] howen (Holz hauen) wand des gotzhuslute (Gotteshausleute), huobere (Klosterhuber), un[d] lehen[s]lúte un[d] sol[l] o[u]ch nieman[d] dehein (kein) holz vercoufen nohc (noch) uz (aus) dem ban[n] vueren (hinweg führen), wand (wenn) ze w[e]i[h]nna[c]ht[en], so sol[l] ein huobere (Klosterhuber) von der huoben (Hube, Klosterlehen) zwei vuoder (1 Fuder = 1021,5 Liter nach dem am ganzen Kaiserstuhl gültigen Endinger Weinmaß) vercoufen un[d] ein lehen[s]man eins [Fuder], un[d] die ze Oteswant (Ottoschwanden) ze der kirche [ge]hoerent (Klosterleute), die sollent burne (Brennholz) holz howen (hauen, schlagen) swa (und zwar) [dort wo] die von Kencingen howent (ihr Holz hauen), vn[d] cinber (Zimmerer- Bauholz) uffen i[h]ren lehen ebe (ob) sis (sie es) da vindent, un[d] vindent si[e] ez ni[c]ht da, so sollent si[e] drumbe (darum) bittent, un[d] sol[l] mans (man es) i[h]n[en] erlouben (erlauben). Wir vorgenan[n]te herre[n] von Uesenberg veriehent (verkünden) mit di[e]seme brieve (Urkunde), daz dis[es] mit unserme (unserem) willen ges[c]hehen s[e]i, un[d] daz von uns, von unseren erben un[d] von vnseren lúten stete si (stetig sei) un[d] bl[e]ibe, so han (haben) wir mit der vorgenan[n]ten vrowen der Ebtizhin (Äbtissin) un[d] her[r]n Egelolves (Egelolf) von Landesperg (Landsberg, elsäßer Hochadel), des Probestes (Probst) von s[an]c[t]e Petre ze Strazburg, der an dies[e]n tegedingen (Dingen) [beteiligt] waz unserú ingeisgele (Siegel) an di[e]sen brief gehenket. Di[e]s geshahc (geschah) un[d] wart vol[l]endet na[c]h got[te]z geburt t[a]usent zweihundert ahcic (achzig) un[d] vier ja[h]r, amme (an einem) and[e]ren tage na[c]h s[an]c[t]e Gallen tage. Wir Egelolf der vorgenan[n]te probest hant (haben) unser ingesigel (Siegel) an di[e]sen brief gehenket, ze eime (einer) urkunde daz wir hie[r]b[e]i gewesen sint un[d] ez also ges[c]hehen si (sei).


Quelle: Stefan Schmidt: Zur Geschichte der Stadt Endingen a. K. 2000; WILHELM: Corpus der altdeutschen Originalurkunden bis 1300 Uk.Nr. 679; Heinrich MAURER, Emmendingen: Die Freiherren von Üsenberg und ihre Kirchenlehen; Heinrich MAURER, Diakon, Emmendingen: Die Stift-Andlauischen Fronhöfe im Breisgau.

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