1294 Juni 24., Baldingen (Bahlingen am Kaiserstuhl)
Aus Endinger Geschichte
Die Brüder Hesse von Üsenberg und Heinrich von Geroldseck beurkunden, daß die Streitigkeiten zwischen dem Abt von Tennenbach, seinem Kloster und der Klausnerinnenstelle von Keppenbach einerseits, und dem Grafen Wernher von Eichstetten andrerseits, um den Besitz des verstorbenen Konrads des Schülers von Baldingen wie folgt geschlichtet sind: Graf Wernher soll allen Besitz Konrads erhalten, den dieser seiner Tochter, der Klausnerin von Keppenbach, und dem Kloster Tennenbach gab. Dafür sollen Wernher und seine Erben von näher bezeichnetem Besitz alljährlich im Herbst 6 Saum Weißwein sowie 4 Mutt Weizen und 4 Mutt Roggen bis zum 15. August geben. Es folgt ein genaues Verzeichnis der Leute, die auf dem Gut sitzen, und ihrer Zinspflicht. Aus dem Gut erhält das Kloster Andlau 3 Saum Rotwein, ½ Mutt Korn und 20 Pfennige, der Schultheiß von Endingen ½ Mutt Hafer, 6 Pfennige, 2½ Hühner und 15 Eier. Es werden weitere Ländereien mit Zinserträgen aufgezählt. Aus diesem Gut sind die genannten Abgaben an die beiden Klausnerinnen von Keppenbach, Schwester Margarete und Schwester Metze, sowie nach deren Tode dem Kloster Tennenbach abzuführen. Bei Handänderung geben die Erben 1 Scheffel Weizen als Ehrschatz. Graf Wernher soll den gesamten genannten Besitz gut instand halten und wird ihn vom Schaffner des Klosters empfangen. Zeugen: abt Meinwart von Thennebach, bruoder Meinwart und bruder Konrad Ricgoldei, der leutpriester (Pfarrer) von Eistat (Eichstetten), Walther und Gerhard, schultheisen von Endingen, Húc (Hugo) Sygebotte von Waltkilche, Cuonrad der Resche, Húc Búcgirúti, Heinrich der Ruober, Johannes Wirselin, Waltkuone s[e]in bruoder, Berolt Herbest, Cuonze Racze, Wernher Schelcher, Uolrich von Sexauowe (Sexau). Ze Baldingen, 1294, an sancte Johanneses dag des doufers (Täufers).
Wir her[r] Hesse herre von Uosenberg un[d] her[r] Heinrich von Gerrroltzecge, gebruodere tuen kúnt, allen den die di[e]sen brief ansehent oder hoerent lêsen, das die missehelli un[d] der kriec dú (der) da was, zwnschont dem ..... abbet von Thennebach un[d] sime clostere un[d] der closenerinan von Keppenbach stât einhalb, un[d] Wernher deme graven von Eîstat (Eichstetten a. K.) anderhalb, umbe Cuonrate seligen des Schuoler von Baldingen (Bahlingen a. K.) guot, ist also gescheiden das Wernher der grave von Eîstat sol[l] han (haben) alles da guot, das Cuonrates seligen des Schuolers was un[d] gab s[e]iner do[c]hter der closenerinun von Keppenbach un[d] deme closter von Thennibach, das sol[l] han alles[zu]ament: Wernher der graven un[d] sol[l] g[eb]en davon er un[d] alle s[e]ine erben jergelich (jährlich) se[c]hs soume (1 Saum = 127,69 Liter nach dem Endinger Weinmaß) wîzes wines, ze herbeste un[d] vîere mutte (1 Mutt oder modi oder Scheffel = 74,2 Liter nach dem Endinger Maltermaß) weîzen un[d] vîere mutte roggen zwnschont (zwischen) unsere frouwen mê[ss], ane (ohne) alle geverde un[d] ane uallen fúrzog (Verzug). Di[e]s ist aber das guot, davon er un[d] s[e]in[e] erben di[e]sen zins jergelich sun (soll) g[eb]en. Der hof mit aller begrîfunge (Begreifung – Beschreibung), so darzuo [ge]hoeret [besteht aus folgendem :] aber ein stukke ze mittelin leîmen ist se[c]hs manne[s]hôwet (1 Mannshauet oder Mannwerk oder Mannsmad = 4,5 ar), ze gistenriet zweî manwerch un[d] dab[e]î drier manne[s]hôwet ze hêgi, ein manwerch danach [a]uf zile, ein juchart (1 Jauchert = 34, 9 ar (alt), oder heute 36 ar) ze dattendal, ein juchart ze ôtmatten ein halbe juchart. Dis sint die zinse die d[a]rin [ge]hoerent. Walther Ergelin ein soum rotes wins (Wein) un[d] ein kappen (Kapaun = verschnittener Hahn, Abgabe als Zeichen der Leibeigenschaft). Huc (Hugo) Sygebotte ein âmen (Ohm) rotes wins un[d] ein stucke ze dietwege ein eîmer rotes wines. Walther Morhart von eîme stucke ze Crúze (Kreuz) se[c]hs vîerteil (6 Viertel Wein = 27,84 Liter, als Naturalabgabe, nach dem am ganzen Kaiserstuhl gültigen Endinger Weinmaß, freundl. Mittelteilung: Frau Dr. Ursel Huggle, Historikerin, Freiburg) wises wines, Uolrich Wocheri wises wins zwei vîerteil un[d] ein kappen, der junge Storlin ein vierteil rotes wines. S[e]in vâter siben schillinge pfenninge un[d] eîn kappen. Schepfels seligen frouwe von Endingen zwêne schilling un[d] drú (drei) huenre (Hühnerzins), Ruodolf Rose fúnf schillinge un[d] ein kappen, Claus von Rotwilre (Rotweil i. Kaiserstuhl) se[c]hs pfenninge, Johannes Helbelinc ein schillinc un[d] ein kappen. Joh[ann]es der Sûter von Eî[ch]stat zwei huenre. Von diseme vorgenante[n] guote git man der frouwen von Andelah (Kloster Andlau im Elsaß) drie soume rotes wines. Un ein halb mutte kornes un[d] zwenzig pfennige unde eime schultheisen von Endingen ein halb mutte habern un[d] se[c]hs pfenninge, dritehalb hun (3 ½ Hühnerzins) un[d] fùnfzehen eiger (Eier). Darzuo [ge]hoeret aber eine matte hinder der kilchen, ist vierdehalbes mannesmatte (1 Mannsmad oder Manshauet = 4,5 ar), davon gi[b]t man ein[en] halben soum rotes wins un[d] ein schillinc pfenninge, ze wingarte vîere manne[s]howet da[von] gat ein âme rotes wines, von ze wilbach ein eîgene juchart un[d] ein eîgene matte gennant lachen, der Dôner von einre matte se[c]hs schillingen, Walther der W.cher se[ch]stenhalben schillinc, Huc Sigebotte fúnf schillinge. Von disime guote das hie[r] vorgescri[e]ben ist, davon sol[l] er di[e]sen vorgenante[n] zins g[eb]en un[d] desselben guotes des Drufe, wirt ane (ohne) allen schaden un[d] geverde den zwein closenerinan von Keppenbach: s[ch]wester Margerêten un[d] swester Metzin un[d] deme clostere von Thennebach îemer mê (für immer) nach irme dode (ihrem Tode zu eigen sein). Un[d] swenne (wenn) es sich wandelot (wandelt), so sun (sollen) die erben g[eb]en ein schef[f]ol (Scheffel oder Mutt oder modi = 74,2 Liter nach dem Endinger Maltermaß) wîezen (Weizen) ze e[h]rschatze. Un[d] sol[l] das guot alles han (halten) in guoten bûwe (Bau = Zustand) und sol[l] es empfahen (empfangen) von des closters schafenere (Grangienmeister Thennenbachs zu Bahlingen). An dirre schiden (dieser Entscheidung) was (waren anwesend): abbet Meinwart von Thennebach un[d] bruoder Meinwart, bruoder Cuonrat Ricgoldei, der lú[i]tprister (Leutpriester, plebanus, Pfarrer, Kirchherr) von Ei[ch]stat her[r] Walther und her[r] Gerhart schultheisen von Endingen, Hûc (Hugo) Sygebotte von Waltkilchen (Waldkirch im Elztal), Cuonrat der Resche, Húc Búcgirúti, Heinrich der Ruober, Johannes Wirselin, Waltkuone s[e]in bruoder, Ber[t]olt Herbest, Cuonze (Kuno) Racize, Wernher Schelcher, Uolrich von Sexauowe (Sexau) un[d] andere lútie (Leute) vi[e]l. Darumbe das dis stete belibe, so ha[be]n wir her[r] Hesse von Uosenberg und her[r] Heinrich von Geroltzecge, wand (weil) di[e]s vor un[s] geschach (geschah), gehen[c]ket unsere ingesigeli (Siegel) an die[sen] briefe (Urkunde) mit unser herren de[s] abbete von Thennebach ingesigeli ze einer vesti (festen) un[d] zuo einer offenunge (Eröffnung, Veröffentlichung) di[e]s[er] dinges. Dis geschah ze baldingen (frühere Bezeichnung für Bahlingen am Kaiserstuhl) des ja[h]res da man za[h]lte von gottes gebúrte zwelfhundert viere un[d] núnzig ja[h]r an sancte Johanneses dag des doufers.
Original: GLA, Karlsruhe 24/144. Aus dem Thennenbacher Archive. Siegler: Abt Meinwart, Hesso von Üsenberg (zerstört) und Heinrich von Geroldeck (Siegeltyp 2, beschädigt). Quellen: Stefan Schmidt: Thennenbacher Urkundenbuch 2009 S. 73; WILHELM: Corpus der altdeutschen Originalurkunden bis 1300 Bd. III Uk.Nr. 1980; Regesten der Herren von Geroldseck Uk.Nr. 295.