Kloster Marienau - Schauplatz im Oberrheinischen Städtekrieg 1366-1368
Aus Endinger Geschichte
Grof Egen von Friburg (Basel, Friburg, Brisach, Nuwenburg, Kentzingen stritten mit graff Egken von Friburg, und ward ir viel erschlagen, und lag der graff ob, das im noch den sinen kein leid geschach, an sant Lux tag 1367 jar; und ward ir viel gevangen, und was zwischen Brisach und Rottwil. - Letzterer Ort ist das jetzige Niederrotweil halbwegs zwischen Breisach und Endingen.) Anno domini 1367 jor wart die burg zuo Friburg gebrochen (Diese Zerstörung erfolgte schon im Frühjahr 1366; der Verfasser der Colmarer Chronik setzt sie aber, wie der Zusammenhang zeigt, in dasselbe Jahr wie die Schlacht bei Endingen, also 1367. Siehe Königshofen - Chronik d. d. Städte Band IX p. 793.) von den von Friburg wider i[h]ren herren groff Egen von Friburg. In dem selben jore zugend die von Friburg für (vor) Endingen, mit den von Basel, Nuwenburg, Brisach und Kentzingen; wan der her von Susenberg (Markgraf Rudolf III. von Hochberg, Herr zu Rötteln und Sausenberg, war Graf Egons von Freiburg Schwiegersohn). was groff Egen helfer, grof Egen sin widerhelfer, und worend zuo Endingen ouch enthalten, und worend alle do (Sie hatten Endingen, das mit den obengenannten Städten sich verbündet hatte, gewaltsam besetzt und wurden nun darin belagert.). Do santend die herren usser her Gerhart von Endingen ein ritter, zuo werben an ir herren und frunt umb hilff; die ouch komend (Über die Hilfe siehe: Königshofen a.a.O.). Do das die stet vernomend vor der stat, do brochend sú fruege (Am 18. Oktober 1367, siehe ebenda.) uff und woltend hein ziechen; und wart inen so not, das sú baner, zelt und ander gezug ston liessend. Do das die herren in dem slossz vernomend und ouch sochend ir helff komen, do brochend sú ussz dem slossz und iltend den stetten noch, bis gon Brisach zuo dem Obertor in das frowencloster (Marienau bei dem Oberthor, am düdl. Fuss des Eckardtsberges.), und ersluogend und fiengend sú, das der 10. nit hein kam (Daß heißt, daß jeder zehnte Mann umkam.). Donoch (1386) wart der krieg gerichtet noch der herren wille, und muostend die von Friburg grosz guot geben fúr die burg, die sú gebrochen hattend (Über den Friedensschluß vom 30. März 1368 siehe Heinrich Schreiber - Geschichte von Freiburg Bd. III, p.186 ff.); do nomend sú den herren von Oesterich zem herren.
Die Urkunde bedeutet: Im Jahre des Herrn 1367 (richtig ist aber 1366) war durch die Bürger der Stadt Freiburg die Burg des Grafen Egon von Freiburg, (Schloß Burghalten ob der Stadt), ihres Herrn zerstört worden. Im selben Jahr zogen die Truppen Freiburgs vor die Stadt Endingen (am Kaiserstuhl) bei diesem Waffengang halfen die Verbündeten Städte: Basel, Neuenburg am Rhein, Breisach und Kenzingen. Gegenüber standen die Markgrafen: Otto von Hachberg, Rudolf III. von Hochberg und Sausenburg, der Schwiegersohn Graf Egons von Freiburg; und Graf Egons Mitstreiter, welche auch in der Schlacht um Endingen dabei waren, es waren alle da. Da sandten die Fürsten Herrn Gerhard von Endingen ( Bei Herrn Gerhard von Endingen, ein Ritter muß es sich wohl um den Schultheißen von Endingen, so genannt 1353, 1354 zum Ritter geschlagen und 1354 genannt als gräfl. Freiburg. Lehensmann und 1370 als Vogt zu Ensisheim bezeichnet handeln. Nicht zu verwechseln mit seinem Großvater, welcher auch Gerhard hieß und ebenfalls das Endinger Schultheißen Amt bekleidete (verstorben 1311). Anmerkung: Am 3. Mai 1366 schloß die Stadt Endingen mit Bewilligung ihrer Herren ein Bündnis auf 4 Jahre mit Freiburg zum gegenseitigen Schutz gegen jedermann, mit Ausnahme der Rechte ihrer Herren von Üsenberg. Inzwischen war die Fehde zwischen Graf Egon IV. und seiner Stadt Freiburg wegen dessen Verschwendung und städtischer Ausbeutung ausgebrochen. Beide Parteien suchten sich durch Bündnisse zu verstärken. Aufseiten des Grafen standen u.a. Markgraf Otto von Hachberg, die Herren von Geroldseck, Johann von Schwarzenberg, die Herren v. Üsenberg (Durch das Eingreifen Üsenbergs befand sich Endingen in einer peinlichen Lage. Im Bündnisvertrag vom 3. Mai 1366, geschlossen mit Freiburg, waren die Herren von Üsenberg ausgenommen. Quelle: WILD - Die Entwicklung Endingens, 1928 p. 26), die Ritter: Martin Malterer von Freiburg, Johann Schnewlin von Weiher (Emmendingen) und Gerhard von Endingen, Schultheiß von Endingen. Auf seiten Freiburgs standen die Städte Bern, Basel, Neuenburg, Breisach, Kenzingen und Endingen. Bereits hatten die Freiburger den Überfall des Grafen auf die Stadt im März 1367 vereitelt und hernach die gräfliche Burg auf dem Schloßberg in Freiburg und das feste Weiherschloß (dort steht heute das Psychiatrische Landeskrankenhaus) in Emmendingen erobert. Da die verbündeten Städte es versäumten, Endingen durch eine starke Besatzung zu schützen, wurde es anfangs Oktober von den Herren überrumpelt. Die Bürger von Freiburg zusammen mit der Hilfe von Basel in einer Stärke von 4000 Mann Fußvolk und 300 Glefen = Lanzenreiter eilten zwar herbei, um Endingen wieder zu gewinnen. Doch sobald die Freiburger mit ihren Verbündeten das Herannahen der gräflichen Waffenmacht bemerkten, ließen sie von der Belagerung ab und zogen sich zurück, sie wollten auf die anrückenden Berner warten und zögerten Endingen anzugreifen. Und so kam die Verstärkung der Fürsten, welche Gerhard von Endingen geholt hatte zuerst und entschied somit den Kampf. Aber am 18. Oktober 1367 stießen die beiden Kriegsheere vor Ankunft der Berner an einem Berg südwestlich von Endingen dem Rheine zu aufeinander. In verblendeter Überhebung, in verwegenem Eifer und ohne die nötige Ordnung stürzten sich die Städter auf die Gräflichen, welche ihnen wohlgeordnet mit etwa 5000 Mann Fußvolk und 500 Glefen begegneten. Die Freiburger und Basler erlitten eine völlige Niederlage. 1000 Mann sollen auf ihrer Seite im Kampfe gefallen und und ebensoviele auf der Flucht umgekommen sein. Etwa 400 wurden in den Rhein gesprengt und 300 gefangen. Auf dem Kirchhof von Nieder-Rotweil fanden noch Kämpfe statt, und bis vor die Tore von Breisach ging die Verfolgung. Die Gräflichen dagegen waren mit nur geringen Verlusten davongekommen. Im Friedensschluß vom 30. März 1368 kaufte sich Freiburg um 15 000 Mark Silber von seinen Grafen los und erwählte hernach die Brüder Albrecht III. und Leopold III., Herzöge von Österreich, zu seinen Herren.), ein Ritter hinaus um bei den anderen Fürsten um Waffenhilfe zu werben, welche auch kam. Da die feindlichen Truppen der Städte, welche Endingen belagerten das sahen, da flohen sie am 18. Oktober 1367 frühmorgens und waren so in Not, daß sie ihr Banner, Zelte und anderes genug stehen ließen. Als, dass die Fürsten im Schloß (Von einem Schloß ist in und um Endingen nichts bekannt, es kommen aber 2 Burgen in Betracht: A. Die Kolenburg am nördlichen Abhang des St. Katharinenberges, sie wurde um 1200 gegründet und gehörte den Koler von Endingen, sie waren Truchsesse von Riegel und Kienzheim, welche offenbar gleichen Stammes und Wappens der Herren von Endingen waren. Die Koler waren in Endingen verhasst, weil sie das primus noctis, also das Recht der ersten Nacht mit einer Braut in ihrer Herrschaft anwandten, (so die Überlieferung). 1278 wurde die Coliburg erstmals zerstört. Näheres ist hierzu nicht bekannt, doch fallen in diese Zeit kriegerische Aktionen des Schultheißen Spenli von Breisach und die Zerstörung der Burg Zähringen durch die Freiburger. Die Kolenburg muß anschließend wieder aufgebaut worden sein. Im Kaiserstühler Krieg 1321/22 brachen die Bürger Endingens vereint mit den Herren von Üsenburg die Veste Kolenburg und erschlugen 3 der Herren von Endingen, ihre Wappen sind im Endinger Chörle des Freiburger Münsters zu sehen. Es ist nicht sicher, ob die Burg danach wieder aufgebaut wurde, jedoch wird sie in Urkunden von 1421 und 1494 nur noch als Burgstall umschrieben. Daher ist wahrscheinlicher, daß die zweite Burg B. hier in Frage kommt, von welcher die Herren die Ankunft iherer Verstärkung und das Fliehen der Städte hätten beobachten können. Sie lag südwestlich der Stadt auf einem Berg, nahe des heutigen Wasserhochbehälters in den Reben zwischen den Gewannen: Teninger Acker und Nächstental. Das Gewann heißt heute noch Burg und von ihr geblieben ist nur ein tiefer Halsgraben im Löß. Diese Burg, etwa 300 Meter von der Stadtmauer auf dem Hof entfernt, mögen zuerst die Herren von Üsenberg bewohnt haben, bis sie nach erneutem Erwerb der Lehensherrschaft Riegel deren Burg auf dem Michaelsberg zu ihrem Sitz erwählten. Üsenbergische Dienstleute haben hernach darin wohl Wohnung genommen (Futterer - Endingen S. 10) . Diese Burg von der wir nicht einmal den Namen kennen, und auch das Datum der Erbauung fehlt, kommt am ehesten als das bezeichnete Schloss in Betracht, es ist auch gut möglich, daß sich hier bei dieser Burg die Schlacht am 18. Oktober 1367 zugetragen hat, sie liegt ja wie beschrieben südwestlich der Stadt, auf einem Berge dem Rheine zugewandt. Sicher ist das die Stadt durch diese Burganlage geschützt wurde. Dadurch lässt sich folgern: als die Herren von Üsenberg sich auf die Seite des Grafen Egon v. Freiburg stellte, hatten sie plötzlich ihre Stadt Endingen als Gegner und sicher wurde die leichter einzunehmende Burg der Üsenberger auf dem heutigen Wasserhochbehälterterain angegriffen und wahrscheinlich zerstört. In Urkunden erinnern Gewannamen an diese Burg: Reben under dem burgheldelin 1300, Reben uf der burg 1308, 1 ½ Juchert reben zu der burghalden, ze der burgkinzegun 1341 (s. Futterer S.16)). vernahmen und auch ihre Hilfe kam, da machten sie einen Ausfall und eilten den fliehenden Truppen der Städte nach, bis nach Breisach zu dem “oberen Tor” in das Frauenkloster Marienau und es kam zum Kampf, wobei 1/10 der städtischen Truppen erschlagen wurde. Danach war der Krieg entschieden, die Fürsten hatten gesiegt und die Stadt Freiburg mußte eine große Summe für die Burg des Grafen Egon von Freiburg, welche sie im Frühjahr 1366 zerstört hatten bezahlen, der Friedensschluß war am 30. März 1368. Da trat die Stadt unter die Herrschaft des Hauses Österreich.
Das Kloster Marienau wurde also, am 19. Oktober 1367 zum Kriegsschauplatz im Oberrheinischen Städtekrieg. Die städtischen Truppen hatten sich nach Breisach geflüchtet und das Heer der Fürsten setzte sich im Kloster fest und es kam zum Kampf, ob sich der Konvent rechtzeitig flüchten konnte, ob das Kloster gar anschließend gebrandschatzt wurde und ob es zu Übergriffen gegen die Nonnen zu Marienau kam ist bisher nicht bekannt. Diese Kampfhandlungen dürften für Breisach gezeigt haben, wie gefährlich nahe dieser große Gebäudekomplex an der Stadtmauer war, bot er doch beste Gelegenheit sich darin zu verschanzen. In wieweit nun die Gebäude von Marienau unter diesem Krieg gelitten haben wissen wir nicht. Sicher ist, daß jeder 10. Mann der städtischen Truppen erschlagen wurde, so die Quellen, wieviele von den 4300 Mann, welche tags zuvor Endingen bzw. die Burg der Üsenberger am heutigen Wasserhochbehälter (wie ich vermute) angriffen, den Weg nach Breisach schafften ist nicht bekannt. Auf dem Rückzug der Städtischen, war es ja noch zu Kampfhandlungen auf dem Niederrotweiler Friedhof gekommen und so kann man sicher nicht davon ausgehen, daß in der Marienau 400 Städter den Tod fanden.
Quelle: Stefan Schmidt: Das Chorgestühl von Marienau und die Geschichte der Abtei 2004, Marienauer Urkundenteil S. 128 ff; Basler Chroniken Band II. p. 428/29 Leipzig 1880; Königshofen - Chronik der deutschen Städte IX p. 793; Colmarer Chronik; hw. Dr. Adolf Futterer, Geistl.Rat: Endingen, 1972 S. 10,16,102/3.